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100 Jahre Karl Weschke

Sprengel Museum Hannover erinnert an den „Mythos eines Lebens“.

Hannover, 22. Juni 2025 – Mit einer bewegenden Veranstaltung erinnerte das Sprengel Museum Hannover am gestrigen Sonntag an den 100. Geburtstag des deutsch-britischen Malers Karl Weschke. Auf Initiative von Saskia Renner, Enkelin des Künstlers, kamen zahlreiche Kunstinteressierte, Wegbegleiter und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammen, um das Leben und Werk eines Ausnahmekünstlers zu würdigen, der in Großbritannien längst zur Kunstgeschichte zählt – und in Deutschland noch zu entdecken ist.

Museumsdirektor Dr. Reinhard Spieler eröffnete den Abend mit einer feinfühligen Einführung in Biografie und Werk des Künstlers. Weschke, 1925 in Gera geboren und später Wahl-Brite, entwickelte eine archaisch-berührende Bildsprache, die in Sammlungen wie der Londoner Tate vertreten ist. Seine Kunst, geprägt von persönlichen Abgründen und Erfahrungen, oszilliert zwischen Licht und Dunkelheit – und berührt damit bis heute.

Saskia Renner selbst gab einen persönlichen Einblick in die Biografie ihres Großvaters – und ließ in kurzen Erinnerungen spürbar werden, wie tief sich dessen Leben in seiner Kunst eingeschrieben hat.

Dr. Reinhard Spieler, Saskia Renner, Karl Weschke (Selbstportrait),
Thomas Grube und Thomas Schreiber.
Foto: Stefan Schostok

Einen besonderen Höhepunkt bildeten die Beiträge von Regisseur Thomas Grube und Degeto-Geschäftsführer Thomas Schreiber, die gemeinsam an den Dokumentarfilm „Karl Weschke – Mythos eines Lebens“ (NDR/Arte, 2000) erinnerten. Sie gewährten Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Films, der Weschkes Weg von der schwierigen Kindheit Deutschland über die Kriegsgefangenschaft in England, über seinen Rückzug nach Cornwall, bis hin zu seinem Sehnsuchtsort Ägypten nachzeichnet - und auch ein bewegendes Wiedersehen mit seiner Tochter auslöst.

Im Anschluss wurde der Film gezeigt, produziert von Boomtown Media. Für viele Gäste ein emotionaler Moment, der nicht nur Weschkes Lebensweg, sondern auch seine charismatisch-fragile Künstlerpersönlichkeit spürbar machte.

Zum Ausklang wurden – ganz in Weschkes Sinn – Manner-Waffeln gereicht, sein Lieblingsgebäck.

Bereits jetzt wirft das Jubiläumsjahr weitere Schatten voraus: Vom 26. Oktober 2025 bis 15. Februar 2026 zeigt die Kunstsammlung Gera unter dem Titel „Karl Weschke. Back in Town.“ eine große Retrospektive. Eine Exkursion zur Vernissage ist geplant. Auch die jüngst in Dublin vorgestellte Biografie „Painting Order out of Chaos“ wird demnächst in deutscher Sprache erscheinen.

Saskia Renner lädt Kunstfreundinnen und -freunde ein, den Spuren Karl Weschkes zu folgen – und ein Werk zu entdecken, das aktueller kaum sein könnte.

Body on the Beach, 1977–8, Karl Weschke (Tate Gallery)